Thursday, April 23, 2020

DEL-Boss Gernot Tripcke über den Saison-Abbruch und Geisterspiele im Eishockey: „Schwer darstellbar“

DEL-Boss Gernot Tripcke über den Saison-Abbruch und Geisterspiele im Eishockey: „Schwer darstellbar“:

Herr Tripcke, die DEL hat die Saison am 10. März beendet und die bevorstehenden Playoffs abgesagt, ohne einen Meister zu ermitteln. Sind sie froh, sich nicht mit Planspielen beschäftigen zu müssen?

Gernot Tripcke (52): Bei uns war die Hauptrunde gerade beendet, das war Glück im Unglück. Die Saison ist also passé – das gilt im Guten wie im Bösen. Wir können definitiv nichts mehr aufholen, der wirtschaftliche Schaden steht fest und ist unwiderruflich. Auf der anderen Seite können wir aber in Ruhe die neue Saison planen und wir versuchen, die Einbußen durch den Ausfall der Playoffs irgendwie zu kompensieren.

Wie teuer kommt der DEL das frühzeitige Saisonende zu stehen – und mit welchen Maßnahmen versucht die Liga gegenzusteuern?

Wir rechnen mit einem Ausfall von 15 bis 20 Millionen Euro für den Ligaverband. Nun geht es bei den Klubs und auch bei uns darum, die möglichen Maßnahmen wie Kurzarbeitergeld und Liquiditätshilfen in Anspruch zu nehmen. Und wir hoffen darauf, dass die Zuschauer nach der Krise umso mehr Lust auf Live-Sport haben.

Gespräche mit Sponsoren sind in diesen Tagen besonders schwierig. Inwiefern erhoffen Sie sich dort ein ähnliches Jetzt-erst-recht-Denken wie beim Publikum?

Natürlich ist das ein möglicher Ansatzpunkt bei bestehenden und potenziellen neuen Partnern. Auf der einen Seite haben es viele Unternehmen schwer, auf der anderen Seite können sie gerade jetzt ein Zeichen setzen, wenn sie dem Sport verbunden bleiben. Das dürfte den Fans dann sicher nicht verborgen bleiben. Wir merken gerade, wie wichtig der Sport im Leben vieler Menschen ist.

Wie gehen die Vereine in dieser Lage damit um, die neue Saison zu planen?

Die Klubs arbeiten derzeit darauf hin und sind guten Mutes, dass die neue Spielzeit regulär im September beginnt. Und dabei ist es extrem wichtig, dass wir wieder mit Zuschauern spielen können, denn das ist unser Geschäftsmodell. Geisterspiele sind gerade im Eishockey besonders schwer darstellbar aus wirtschaftlicher Sicht.

Die Lizenzierung steht wie geplant Mitte Mai an. Inwiefern werden Sie Zugeständnisse machen, was die Vergabe der Liga-Zulassung betrifft?

Grundsätzlich dient die Lizenzprüfung nicht dem Selbstzweck, sondern stellt sicher, dass ein Klub wirtschaftsfähig ist und die Liga nicht mitten in der Saison um ein Mitglied verringert werden muss. Es würde keinen Sinn ergeben, bei der Lizenzierung nachsichtiger zu sein, weil das am Ende keinem nützt.

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Ab der neuen Saison gibt es wieder einen sportlichen Auf- und Abstieg. Werden Sie an diesem Plan angesichts der finanziell ebenfalls stark betroffenen Zweitligisten festhalten?

Es handelt sich um einen Vertrag zwischen erster und zweiter Liga, dem alle Klubs zugestimmt haben. Von unserer Seite wird der Auf- und Abstieg wie vereinbart eingeführt, daran halten wir fest. Ob dann womöglich weniger Zweitligisten einen Lizenzierungsantrag stellen, kann ich jetzt natürlich noch nicht bewerten.

Ein besonderes Anliegen ist Ihnen die im Mai anstehende Zahlung an die Verwaltungs-Berufsgenossenschaft (VBG), der Unfallversicherung für Profisportler. Auch der DFB hat bereits angemahnt, dass nun hohe Kosten auf die Drittligisten zukommen.

Es sind nicht nur hohe Zahlungen, sondern durch eine kürzlich bekannt gewordene Erhöhung auch noch höhere als im Budget der Klubs ohnehin veranschlagt – und das in einer Zeit, wo ein erheblicher Teil der Einnahmen weggefallen ist. Es geht hier um hohe sechststellige Summen pro Verein, die schon länger in keinem Verhältnis mehr zu den von unseren Klubs verursachten Kosten stehen. Wir minimieren das Verletzungsrisiko seit Jahren mit zahlreichen präventiven Maßnahmen. Hier müssen von der Politik und Regierung dringend Anpassungen an den Vorgaben für die VBG vorgenommen werden.

Klären Sie uns doch bitte auf.

Die DEL-Klubs sollen in diesem Jahr im Schnitt fast 700.000 Euro an die VBG bezahlen, die Beiträge wurden wie erwähnt nachträglich um fast 20 Prozent erhöht. Im kommenden Jahr steht eine erneute Erhöhung um weitere circa 30 Prozent an. Dann zahlen die Klubs bis zu dreimal so viele Beiträge, wie sie Kosten verursachen. Gerade in der aktuellen Krisenzeit wird es nur über Stundungen und Erlasse seitens der VBG gehen können, weil derartige Belastungen für die Klubs derzeit nicht zu stemmen sind. Und für die Zukunft muss das System dringend zeitnah reformiert werden.



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